Jeder, der beruflich mit Schriftstücken zu tun hat, wird über kurz oder lang mit der Frage konfrontiert, was die perfekte Textlänge ausmacht. Wahrscheinlich haben Sie sich das selbst bereits gefragt oder mussten ihre Meinung zu dem Thema einem Klienten erläutern. Wie lang ein Artikel sein muss, lässt sich pauschal schwer sagen. Es kommt dabei auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Aspekten an. Nachfolgend beschreibe ich Ihnen auszugsweise meine Erfahrungen mit der idealen Länge eines Textes. Vorweg: Ich bin der Auffassung, dass es „die“ perfekte Textlänge nicht gibt. Schließlich reden wir von einem vielseitigen Medium und nicht von einem Kochrezept, das mit der passenden Zutatenmenge immer gelingt (wobei die Qualität der Nahrungsmittel hierbei auch ins Gewicht fällt).
Die unterschiedlichen Eigenschaften eines Textes
Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Textarten, mit denen ich im Laufe meiner beruflichen beziehungsweise akademischen Laufbahn bereits zu tun hatte. Dazu zählen unter anderem:
- Blogbeiträge
- Akademische Haus- und Abschlussarbeiten
- Belletristische Bücher
- Anleitungen für Software oder Küchengeräte
- Social Media Beiträge für Facebook
Dass ein Post in den sozialen Medien selten so lang wird wie ein Roman von berühmten Schriftstellern wie Sebastian Fitzek, dürfte den meisten Menschen höchstwahrscheinlich einleuchten. Doch nicht nur die jeweiligen Kategorien unterschieden sich im Hinblick auf die Textlänge. Innerhalb der einzelnen Textarten muss man weiter differenzieren, vor allem, wenn es Besonderheiten bei der Zielgruppe oder dem Inhalt zu beachten gilt. Einem Fachinformatiker eine neue Software zu erläutern geschieht mit mehr Fachvokabular und in der Regel weniger Ausführungen, da schon Hintergrundwissen vorhanden ist. Eine App einem Anfänger näherzubringen erfordert neben einer anderen Wortwahl meistens auch mehr Wörter, um den Kontext sinnvoll darzulegen.
Was macht ein Copywriter, der mit einer solchen Situation im Berufsalltag konfrontiert wird? Ich schaue zwar durchaus auf die Textform und habe die Textlänge dahingehend im Hinterkopf, dass ich aus einem zweiseitigen Blogbeitrag keinen Historienroman machen möchte. In erster Linie interessiert mich jedoch die Botschaft, die mein Auftraggeber vermitteln möchte. Danach frage ich, in welchem Medium der Text veröffentlicht werden soll. Selbstverständlich passe ich mein Endprodukt dann an die Anforderungen an. Die „perfekte Textlänge“ ist dann meistens eine Wortzahl „von … bis …“ Es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass meine Kunden von einer Rohfassung so begeistert waren, dass sie der Rest nicht mehr interessiert hat. Qualität schlägt Quantität in 90 Prozent der Fälle.
Wann die perfekte Textlänge als Ziel genommen wird
Abgesehen von universitären Vorgaben im Rahmen meines Bachelor- und Masterstudiengangs, ist mir die Frage nach der idealen Länge eines Textes primär in Bezug auf Aspekte der Suchmaschinenoptimierung begegnet. Obwohl SEO durchaus ihre Berechtigung hat, ist es mir mehrmals passiert, dass ein Beitrag durch eine Kürzung an inhaltlicher Substanz verloren hat. Einen Artikel künstlich länger zu machen, damit er für eine Suchmaschine optimiert ist, wirkt sich in der Regel negativ auf das Leseerlebnis der menschlichen Leser aus.
Ich möchte jedoch Google und Co keineswegs ihre Bedeutung für ein gelungenes Marketing absprechen. Glücklicherweise scheinen die Programmierer inzwischen auch dahinter gekommen zu sein, dass Texte auch für die Menschen, die sie lesen, einen Mehrwert bieten sollten. Mir begegnen aber nach wie vor Auftraggeber, die sich ausschließlich an Wortzahlen orientieren. Inzwischen lehne ich die meisten dieser Anfragen jedoch ab, weil die Chemie oftmals dann nicht stimmt. Andere Klienten geben hingegen die gewünschte Textlänge nur als grobe Richtlinie vor und agieren getreu dem Motto „So viel Inhalt wie möglich, so lang wie nötig.“ Eine Webseite erstellen kann heute jeder und auch dabei greift dieser Leitspruch sehr gut.
Plug-ins helfen sogar bei der Optimierung. Ich finde dabei bezeichnend, dass die perfekte Textlänge häufig nur mit einem Minimalwert angegeben wird – in meinem Fall sind es mindestens 600 Wörter –, es aber keine maximale Länge zu geben scheint. Rein theoretisch könnte ich Ihnen jetzt durchaus einen Roman zu dem Thema „Perfekte Textlänge, Inhalt und Co“ schreiben.